Quelle DJV

Verbirgt sich hinter der Zorromaske tatsächlich nur ein harmloser neuer Waldbewohner oder steckt dahinter das Wesen eines Obst raubenden Störenfrieds? Der in den 1930er Jahren ausgesetzte Kleinbär sorgt als faunenfremde Tierart, die sich zunehmend in Deutschland für Diskussionen in Naturschutz- und Jägerkreisen. Aktuelle Erkenntnisse aus Forschungsprojekten zeigen seinen negativen Einfluss auf die heimische Tierwelt. Nicht zuletzt deshalb wird er seit 2016 auf der EU-
Liste der „invasiven, gebietsfremden Arten“ geführt.

Kennzeichen:

Kleinbär mit auffälliger schwarz-weißer Gesichtsmaske.
Langhaariges, farblich stark variierendes Fell; Allgemeinbild tendenziell graues Haar mit schwarzem Deckhaar, aber auch fast schwarze Tiere kommen vor. Schwarz-weiß geringelter Schwanz.
Etwa katzengroß mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 40-70 cm und einer Schwanzlänge von 20-30 cm. Gewicht um die 5 bis 9 kg.
Typische Gangart der Sohlengänger und mit rundem Rücken
Pfotenabdruck: die Vorderpfote ähnelt einer Hand, der Abdruck der Hinterpfoten hat Ähnlichkeit mit dem Fußabdruck eines Kleinkindes.

Verbreitung und Stellung im zoologischen System:

Ursprünglich südliches Kanada, Vereinigte Staaten bis nach Mittelamerika.
Als Neozoon (Neubürger) in Mitteleuropa vorwiegend zur Pelztierzucht eingeführt.
In Deutschland besitzt er zwei Verbreitungsschwerpunkte. Das größere und ältere Verbreitungsgebiet befindet sich in Südwestdeutschland rund um Kassel, das zweite und kleinere nordöstlich von Berlin, beide Teilpopulationen sind aber mittlerweile in Kontakt. Die erste offizielle Ansiedlung des Waschbären in Deutschland fand 1934 in Hessen zu
jagdlichen Zwecken statt. Der zweite Kernpunkt der Verbreitung geht auf die Fluchttiere einer Pelztierfarm im Jahre 1945 nördlich von Berlin zurück.
Der Waschbär gehört zur Klasse der Säugetiere (Mammalia), zur Ordnung der Raubtiere (Carnivora) und zur Familie der Kleinbären (Procyonidae).

Lebensraum:

Strukturreiche Laubmischwälder, gerne mit Gewässern in der Nähe.
Ruhe-, Tagesschlaf- und Aufzuchtsplätze für die Jungen sind hauptsächlich auf Bäumen in Astgabeln oder Höhlungen, aber auch Bodenschlafplätze in verlassenen Dachs- und Fuchsbaue; in urbanen Räumen werden auch Schuppen, Speicher und Dachböden genutzt. Als Kulturfolger lebt er auch in Vorstädten, Parks und Gärten. Siedlungsräume bieten zum einen ein reichhaltiges und leicht zu beschaffendes Nahrungsangebot und zum anderen optimale Deckungs- und Fortpflanzungsbedingungen im Schutze der menschlichen Infrastruktur.

Nahrung:

Allesfresser (also sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung), wobei er mehr Sammler als Jäger ist. Nach jahreszeitlichem Angebot hauptsächlich Schnecken, Würmer, Fische, Frösche, Vögel, Eier aber auch zu ca. 1/3 vegetarische Nahrung wie Nüsse, Obst usw. Die Nahrung wird mit den Vorderpfoten intensiv betastet. Wenn er in Gewässern nach Futter
sucht, sieht es so aus, als würde er sein Essen waschen, daher auch der Name Waschbär.

Sinnesleistung und Verhalten:

Generell Einzelgänger, jedoch können sogenannte Rüdenkoalitionen gebildet werden; die Fähen sind oft in Nachbarrevieren des Muttertiers angesiedelt Der Waschbär ist farbenblind, ansonsten ist das Sehvermögen ebenso wie das Hör- und besonders das Riechvermögen gut.
Außerordentlich beweglich und empfindsam sind die Vorderfüße, deren “Daumen” teilweise sogar zum Umgreifen von Gegenständen eingesetzt wird. Der Waschbär „sieht“ mit den Pfoten Guter Kletterer und Schwimmer.
Vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, tagsüber auf Bäumen oder in dichter Vegetation ruhend In mitteleuropäischen Breiten im Winter besonders bei Schneelage relativ wenig aktiv (zehrt dann von Fettdepots)

Fortpflanzung und Lebenserwartung:

die Ranz beginnt im Januar/ Februar nach einer Tragzeit von 63 Tagen werden ab April/Mai durchschnittlich 3 Jungtiere geboren,
spätere Würfe sind nicht selten die Jungtiere bleiben die ersten Wochen in der Setzhöhle, die Fähe geht allein auf Nahrungssuche, später hält sich die Fähe mit ihrem Nachwuchs in ihrem Streifgebiet auf weiblicher Nachwuchs verbleibt eher in der Nähe des Geburtsortes, junge Rüden wandern
zunächst ab, bilden dabei oft Männchengemeinschaften und kommen manchmal auch wieder zu ihren Geburtsorten zurück Kaum Feinde in Mitteleuropa. Erwachsenen Tieren kann nur der Luchs, den Jungen auch
Adler, Uhu und Fuchs gefährlich werden. Als häufigste Todesursache gilt allerdings der Verkehr.
Erkrankungen: Tollwut und Staupe, aber nicht populationsgefährdend.

Konfliktthemen:

Als Neubürger können gebietsspezifisch Gefahren vom Waschbär für die heimische Fauna ausgehen. Als Nesträuber, besonders von Bodenbrütern, kann er zu gefährlichen Bestandseinbußen beitragen. Der Waschbär im urbanen Raum: der Waschbär kann Krankheiten wie z.B. die Staupe auf
Haustiere übertragen. In manchen Regionen (v.a. in Hessen) ist er Träger des Waschbärspulwurms – eine Infektion (über oral aufgenommene Spulwurmeier), die beim Menschen durch die Larva migrans zu schwerwiegenden Gewebe- und Nervenschädigungen
führen kann. Waschbären sind Kulturfolger und nutzen als Unterschlupf und Aufzuchtstätte gerne in Scheunen und Dachböden. Durch ihre Hinterlassenschaften (Urin, Kot, Nahrungsreste), Lautäußerungen und Beschädigungen (z.B. der Isolation und Dachziegel) werden sie als sehr störend empfunden.

Der Waschbär im Jagdrecht:

Der Waschbär in fast allen deutschen Bundesländern ganzjährig jagdbar, vorbehaltlich des Elternschutzes nach § 22 (4) BJagdG – Achtung: beim Waschbären sind späte Würfe nicht selten, der Rüde ist zwar bei der Jungenaufzucht nicht beteiligt, kann aber beim Schuss nicht
sicher von der führenden Fähe unterschieden werden!

Quellen: DJV